Meisterstollen aus Thüringen: Dinkel-Butterstollen "Elisabeth" von Bäcker Süpke aus Orlishausen
(Werbung/unbezahlt)
Guter Geschmack braucht manchmal nicht mehr als Zeit. Das lernt man, wenn man sich mit Essen und dessen Zubereitung befasst und auch gern selbst bäckt. Und man lernt auch zu unterscheiden, welchem Bäcker man Vertrauen schenken kann, denn meist schmeckt man das.
Und so habe ich euch schon vom Bäcker Süpke aus Orlishausen berichtet, der ein echter Handwerksbäcker ist und mit regionalen Zutaten arbeitet. Und seit einiger Zeit mit seinem Sohn Paul zusammen, der Jung-Meister ist und mit Tik-Tok die Backstube für Neugierige öffnet.
Und Wolfgang Süpke hatte mich heute sozusagen zu Frühstück eingeladen, zehn Uhr auf der Runneburg in Weißensee. Es gab Stollen, aber keinen gewöhnlichen, sondern ein neues Meisterstück. Der findige Bäckermeister hatte sich immer schon vorgenommen, einen Dinkel-Stollen zu backen. Nicht ganz einfach, das versteht ihr Mitbäcker vor allem, denn Dinkel ist eine Diva. Nicht leicht zu händeln und das Resultat oft trocken. Nicht so bei Süpke, da hatte ich keine Sorge. Und noch etwas trieb ihn um. Wenn die Sachsen ihre Stollen in die Frauenkirche zum reifen schaffen und die Erzgebirgler ihre in die alten Stollen, dann müsste sich doch auch was in seinem Umkreis finden lassen.
Gefunden wurde die Runneburg. Obwohl nur 36 km von Weimar entfernt, war ich da noch nie und war so sehr positiv überrascht. Gleich mal vorweg bzw. so mittendrin in der Begeisterung über Süpkes Stollen, etwas Schwärmerei über die Burg. Ich zitiere von der Seite der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten:
"Burg Weißensee / Runneburg: Kleine Schwester der Wartburg
Über der kleinen Stadt Weißensee erhebt sich stolz die gleichnamige Burg Weißensee. Erbaut wurde die Wehranlage von der Landgräfin Jutta um das Jahr 1170. Heute gehört sie zu den bedeutendsten Zeugnissen romanischer Baukunst in Deutschland. In kaum einer Anlage hat sich so viel originale Bausubstanz des Hochmittelalters erhalten wie hier….Aufgrund der prominenten Stellung der Ludowinger im Machtgefüge des Reiches wurde Weißensee zum Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen Staufer und Welfen um den Königsthron.“
An den ersten beiden Adventswochenenden gibt es übrigens eine adventliche Burgführung mit Glühwein. Ich werde dort sein! Vorherige Abmeldung ist erforderlich, schlossverwaltung@burgweissensee.de
So, wo war ich? Natürlich beim Genuss des Stollens nach 5-wöchiger Einlagerung im Weinkeller der Burg. So im mäßigen Feuchtraumklima, wie man es aus alten Gemäuern kennt. Die Stollen wurden nach dem Backen mit zerlassener Butter bestrichen und mit Kristallzucker bestreut. So bildet sich eine später sehr leckere, knackige Kruste, die den Stollen versiegelt. Vor dem feierlichen Anschnitt auf dem Burghof, natürlich vom Meister selbst, wurden sie noch mit Puderzucker bestäubt.
Mein geschmackliches Fazit:
Wolfgang Süpke weiß, was er tut. Das, was hier als Dinkelstollen zu Verkosten war, ist großartig gelungen. Saftig, mit Butter-Geschmack, ausreichend Rosinen, Mandeln und Zitronat. Ein wunderbarer Stollen. Man sagt gern als Qualitätsmerkmal „wie von meiner Oma“. Aber das ist hier nicht der Fall, der ist viel, viel besser! Nach der langen Lagerung ist der Stollen richtig durchgezogen. Die Feuchtigkeit aus den Rum-Rosinen ist in den Teig eingedrungen. Der Genuss hat seinen Preis, aber jede Rosine ist den wert.
Und apropos Rosinen! Damit sein Stollen ein Thüringer Stollen sein darf, schickt Süpke ein Probestück jedes Jahr in ein Lebensmittellabor nach Erfurt. Da wird die Butter begutachtet, die Mandeln geschmeckt und die Rosinen gezählt. Nur wenn das „Bild“ stimmt, darf er die Bezeichnung tragen.
Die 2022-er Edition der Süpkes ist in limitierter, nummerierter Anzahl gebacken und kann nicht nachgearbeitet werden, weil die Zeit zur Reife fehlen würde. Den Namen „Elisabeth von Thüringen“ bekam der Stollen durch deren Verbindung zur Runneburg. Die Ludowinger, von denen ich oben geschrieben habe, hatten vier Burgen. Die Wartburg, die Kreuzburg, die Neuenburg und die Runneburg. Elisabeth, die ungarische Prinzessin, kam mit 4 Jahren nach Thüringen, wurde mit einem der Ludowinger verlobt und lebte zeitweise in Weißensee. Auch später war sie mit ihrem Mann nicht nur auf der Wartburg, sondern auf allen vier Burgen zu Gast.
Und dieser Stollen hätte ihr bestimmt gemundet, hätte es ihn damals schon gegeben. Er wurde allerdings erst 1329 das erste mal erwähnt. Nicht in Dresden, wie du vielleicht vermuten könntest, sondern nach Angaben des Stadtarchivs Naumburg in Thüringen, erstmals schriftlich in einer Urkunde Bischofs Heinrich I. von Grünberg.
Ja, eine Menge Geschichte und eine Menge Geschmack. Ich hoffe, ihr könnt einen davon erwischen. Morgen startet der Verkauf in allen Filialen. Und die gute Neuigkeit für meine Leser:Innen außerhalb von Thüringen: Süpke versendet auch und du kannst online bestellen. Dazu einfach hier entlang: Bestellung
Übrigens geht ein Teil des Erlöses, ganz nach dem Vorbild der heiligen Elisabeth, an einen guten Zweck. Zum einen an die Burg für das Einlagern und ein weiterer Teil an die Tafel in Sömmerda.
Kommentare
Viele Grüße,
Yvonne