Das Familienrezept Eierlikör und mal wieder ganz alte Geschichten
Das wird ein denkwürdiger Tag, der 8. April 2017. Denn heute schließe ich die schmerzliche Lücke in der Rezeptdatenbank und veröffentliche endlich auch ein Rezept für Eierlikör. Das liegt zum einen an der unübersehbaren Nähe zu Ostern und zum anderen daran, dass ich mich gestern bei der Zubereitung so an alte Geschichten erinnert habe.
Maître de Cuisine in Sachen Eierlikör war meine Oma. Untrügliches Zeichen das es bald soweit war, war die Schüssel auf dem Tisch in der Küche mit den frischen Eiern vom Land und die Notiz auf dem Einkaufszettel, bezüglich einer Flasche Doppelkorn. Oma zog sich dann gern in ihre Küche zurück, mit einem Lächeln, dass so ein bisschen an Verschwörung erinnerte. Zuschauen durften wir als Kinder nicht, der Kontakt zu Alkohol stand überhaupt nichts zur Debatte. Später erst, so im Teenageralter, haben wir der Oma des Rezept entlockt, durften mithelfen und wenn sie nicht hingeschaut hat, auch die Töpfe auslecken. Aber ich habe immer den Verdacht gehabt, sie hat es gewusst.
Zum Osterfest dann, am Abend wenn die Familie zusammen saß, hatte Oma Martha ihren großen Auftritt mit der ersten Flasche. Einmal rundherum für alle und wir haben es genossen und sehr gelobt. Und am liebsten hatten wir die Likörgläser die recht flach waren, mit großer Öffnung, damit man gut mit der Zunge reinkam zum auslecken. Ach schön war das. Dann gab es noch einen zweiten, um den wir immer erst mehrfach bitten mussten. So ein bisschen wie bei der Zugabe einer Operndiva. Erst hat Oma sich geziert, dann wurde der aber ausgeschenkt und danach war, trotz noch so großem Applaus, Schluss.
Das haben wir auch immer hingenommen da wir wussten, die zweite Flasche hatte ihre besondere Bestimmung. Samstags kam nämlich Frau Haase, die ebenso alte Nachbarin, zum Fernsehabend. Und spätestens kurz nach der aktuellen Kamera befanden dann beide fröhlich, die "Luft sei so trocken" und die Oma holte das Fläschchen hervor. Es gab immer nur einen und so hielt die Flasche eine Weile. Und wenn sie alle war, war sie alle und den nächsten gab es erst wieder jenseits vom Osterfest.
für zwei Flaschen, ca. 500 ml
10 Eigelb von sehr frischen Eiern
200 g Puderzucker
250 ml Kaffeesahne (10%)
700 ml Doppelkkorn 38%
1 Vanilleschote
Die Eigelb in einem ausreichend großen Topf mit dem Puderzucker verrühren. Die Vanilleschote auskratzen und dazu geben. Einfach so mit der Hand und dem Schneebesen, rühren, damit nicht so viel Luft eingeschlagen wird. Die Kaffeesahne dazu geben und zum Schluss den Korn.
Den Topf bei kleiner Stufe auf den Herd stellen und erhitzen. Unbedingt mit einen Thermometer arbeiten, damit man ablesen kann, wenn die Flüssigkeit die 80 Grad erreicht hat. Dann ist erreicht, dass alle eventuellen Keime abgetötet sind und der Likör eine Weile haltbar ist. Dabei ständig rühren. Etwa 1 Minute auf 80 Grad halten und die Flüssigkeit sollte jetzt dicklich sein. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen.
Durch ein Sieb gießen und dann in Flaschen abfüllen. Ostern genießen oder auch für Desserts und einen Eierlikörkuchen verwenden.
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