Der Schnaps aus dem Wald

Der Postbote bringt ein Überraschungspäckchen. Aus Wien. Von Herrn Bri! Ich habe nicht die leisteste Ahnung was da wohl drin sein kann. Beim vorsichtigen schütteln gluckert es leicht und ich bin fast sicher, dass ist eine Kostprobe vom Zirbenschnaps, von dessen Entstehung mir neulich berichtet wurde. Also erst mal gefreut, dann am Abend ausgepackt und mit Herrn pe. ein Gläschen verkostet. Den Geschmack kann man nicht beschreiben, aber er schmeckt uns sehr gut. Riechen tut er ein bisschen wie Fichtennadel-Einreibung, und beim trinken hinterlässt er eine wohlige Wärme in Kehle und Magen.


Das macht nun erst mal neugierig, da in unseren Breiten nicht bekannt. Der Selbst Trinkversuch war positiv und da rufe ich bei Bri`s doch gleich mal an:

pe:
Hallo.......danke für das Überraschngspäckchen. Es schmeckt gut und ich frage mich, woraus ist Zirbenschnaps den nun eigentlich ?
Herr Bri:
Die ZIRBE, richtiger Name „Zirbelkiefer“  ist ein Nadelbaum welcher vorwiegend in den Alpen und in den Karparten vorkommt. Der Baum wird bis zu 25 Meter hoch. An seinen Ästen wachsen die Samen, welche irreführend als Zirbelnüsse bezeichnet werden. In Österreich nennen wir sie einfach Zapfen. 
pe:
Du hast da also einen Baum in Deinem Garten und den erntest du?
Herr Bri:
Es gibt in Österreich sogenannte Zirbenregionen „STEIERMARK, KÄRNTEN UND TIROL" - da sind die Zapfen her.
pe:
Gehst du dann mit Steigeisen und Beutelchen los und holst dir deine Zutat
Herr Bri:
Selbst gepflückt dürfen die Zapfen  in Österreich nicht werden.
Auf Grund massiver Schäden durch unsachgemäßes abernten der Zapfen durch Touristen, welche gleich die ganzen Äste abgerissen haben, haben sich die Forstbesitzer dazu aufgetan, die Zapfen selbst zu ernten und zu verkaufen.
Die Erntezeit ist Ende Juli, Anfang August, wenn die Zapfen schön saftig sin. Das merkt man daran, dass die Zapfen sehr klebrig sind (Harz)
Ich beziehe meine Zirbenzapfen aus der steirischen Zirbenregion im Raum Zeltweg, Seetaler Alpe.
Das liegt ca. 200 Kilometer von Wien entfern, jedoch verbinde ich immer eine Dienstreise
damit.
pe:
Machst du den Zirbenschnaps denn jedes Jahr und wie lange machst du das schon? Ist das eine Tradition in deiner Familie?
Herr Bri:
Ob meine Eltern oder Großeltern das schon gekannt haben, weiß ich gar nicht. Ich interessiere mich aber brennend für alte Rezepte. Ich versuch sie zu bekommen und auch alles nachzukochen.
Begonnen habe ich vor einem Jahr selbst diesen Schnaps anzusetzen. Da habe ich einem 4 Liter gemacht. Nachdem der fertige Schnaps dann verkostet wurde und alle davon begeistert waren, bin ich heuer in eine größere Produktion eingestiegen(14 Liter).
Das Problem diese Jahr war jedoch, dass es in sämtliche Regionen, wo Zirben wachsen, es fast keine Zapfen gab. 
Wie mir Fachleute erklärten, sei in diesem Jahr die ganze Kraft des Baumen in die Wipferln (grüne Spitzen) gegangen,  was zu einen massiven Engpass von Zirbenzapfen führte. Laut Auskunft meiner Wirtin kommen auch aus Deutschland Großabnehmer, welche bis zu 400 Kilogramm Zirben pro Jahr mitnehmen.
pe:
Also ich bin das nicht.......ich hätte ja nicht mal ein Rezept dazu ;) Wo hast du das eigentlich her?
Herr Bri:
Das Rezept zu diesem köstlichen Getränk habe ich nach einigen Runden der Verkostung mit der Wirtin der SABATHYHÜTTE auf der Seetaler Alpe erfahren. Sie gab mir auch noch den Tipp, mit allen möglichen Aromen zu experimentieren.
pe:
Du verrätst uns das Rezept?
Herr Bri:
Also die Zirben werden angesetzt mit Alkohol (Korn) und müssen stehen, wie jeder aufgegossene Schnaps/Likör. Aber mehr verrate ich nicht. Das habe ich hoch und heilig versprochen ;)



pe:
Ja, und was für gute Wirkungen hat denn nun das geheimnisvolle Getränk bzw. die Zapfen ?
Herr Bri:
Zirbenschnaps ist eine Landestypische Spezialität und wird zu jedem Anlass getrunken. Am besten nach dem Essen.
Die alten Hasen in der Region sagen, wer jeden Tag ein Stamperl Zirben trinkt wird hundert Jahre alt. Ich kann das nur bestätigen, so viele rüstige „Alte“ wie in dieser Region habe ich noch selten gesehen ;)
Die Wirkstoffe, welche in der Zirbe enthalten sind, geben dem Körper sein Gleichgewicht und sind äußerst entspannen.
Wer etwas auf sich hält und seine Gesundheit fördern will, der kann, sofern er das nötige Kleingeld dazu besitzt, auch Möbel, speziell Schlafzimmermöbel, aus Zirbenholz in der Region bestellen.
Die wohlschmeckenden und nahrhaften Samen, die 70 % Fette und 20 % Eiweiß enthalten, werden heute als Leckerei und zum Backen verwendet. 
Da meine Wirtin auf der Sabathyhütte, die  nebenbei auch noch eine ausgezeichnete Köchin ist, ist auch eine kleine KRÄUTERHEXE.
Bei ihr gibt es auch ZIRBENÖL (pinus cembra), welches aus den Zapfen gewonnen wird(zu beziehen bei „ 
Roserl`s Heimatladen“  Admontbichlweg 8,  8742 OBDACH, STEIERMARK/Österreich).
Diese Öl ist äußerst wohltuend bei Erkältung und Atembeschwerden.
Zwei Tropfen des Öles auf eine  getrocknete Scheibe der Zirbenzapfen neben das Bett gestellt verhilft zu ruhigem Schlaf und eine befreite Atmung.
pe:
Ja, dann danke ich Dir also für die Informationen und lass mir mal den Rest des Flächschens schmecken. Und für die Produktion 2014 melde ich schon mal einen etwas größeren Bedarf an ;) Machs gut und Grüße an die Frau Gemahlin :)


                                                                                                                                            



Kommentare

Brigitte hat gesagt…
da ich selbst nichts trinke kann ich nur berichten das der zirbenschnaps von allen als sehr köstlich und lecker empfunden wird - sogar in amerika sind 2 liter davon :-)