Kooperation über den Gartenzaun: Rosengelee
Der Herbst hat seine schönen Seiten vor allem in der Fülle des jetzt reifen Obstes. Wir haben vor zwei Jahren kleine Bäume gepflanzt, die uns dieses Jahr alle vier mit einer Kostprobe überrascht haben. Jedes der Bäumchen trägt zwei verschiedene Sorten einer Frucht. Kirsche, Pflaume, Apfel und Birne. Das ist für unseren Zweck genial. Zum einen sind die Bäume recht klein, dem Garten angepasst und zum anderen wollen wir keine großen Mengen verarbeiten und bevorraten, sondern in erster Linie frisch vom Baum essen.
So haben wir also das Glück und nennen klanghafte Sorten unser eigen. Die gelb-rote Big Napoleon mit süß-aromatischem Fruchtfleisch und Schneiders Späte Knorpelkirsche mit großen, dunkelroten, saftig-süßen Früchten, bei den Kirschen. Bei den Äpfeln werden wir Cox Orange und Golden Delicious genießen können. Der Birnbaum bietet uns Williams Christ und Conference, eine gute Birne zum kochen (Hefeklöße und Birnen, ich sag euch….) Und bei den Pflaumen bilden die schwarzblaue Hauszwetsche mit saftigem, goldgelben, gut steinlösenden Fruchtfleisch und die sehr beliebte, zuckersüße Gelbe Eierpflaume ein Duo.
Ich habe das mal nachgelesen, weil jeder der im Garten bei uns ist fragt, was das für Sorten wären. In dem Garten standen früher viel mehr Obstbäume, aber sie sind Umgestaltungsplänen unserer Vorfahren und ihrem Alter zum Opfer gefallen. Die "Sorten" der Äpfel, die zu meiner Kinderzeit im Garten standen, habe ich heute noch in Erinnerung. Das waren der "Weihnachtsapfel", glänzend rot und bis Dezember gehütet, der "Waschhausapfel", grün und relativ säuerlich und der "Zankapfel", der wohlschmeckendste von allen, süß und saftig, der eben genau an der Grenze zum Nachbarn stand. Das war ein Theater zwischen den Parteien, welches jährlich neu aufkam und die Gemüter erregte. Meine Oma war da allen voran die Streiterin für ihre Ernte. An Birnen gab es die "Gute Luise" und die "Gute Graue"...... es gibt Dinge, die vergisst man nicht. Ob ich mir unsere aktuellen Sorten alle merken werde, da habe ich so meine Zweifel.
Ja, so ein neidischer Blick über den Gartenzaun hat schon was. Man lernt dazu und wenn man das Glück hat und sich mit seinen Nachbarn gut versteht, kann man bei der Gelegenheit auch immer gleich mal ein Schwätzchen machen und sich über die anderen Nachbarn auslassen. So geht es mir mit Roswitha, ein Späßchen und ein ernsthaftes Gespräch über den Gartenzaun wird immer wieder gern genommen.
Ein bisschen neidisch bin ich auch wirklich über die bei ihr so prächtig blühenden Rosen. Da habe ich Defizite. Rosen sind zwar vorhanden und auch ein zwei sehr schöne Exemplare, aber an das Rosen-Händchen von ihr komme ich nicht ran. Und so ergab es sich vor einiger Zeit, dass mir in ein Rosengespräch über den Zaun vertieft, eine Idee kam. Schon lange wollte ich mal Rosengelee machen. Wenn also nicht von den eigenen, dann kann man das ja mal ansprechen. Und die Nachbarin war sofort begeistert und versprach die Lieferung des blühenden Zubehörs.
Als genug Material vorhanden war, wanderte eine Tüte zu mir mit den schönsten, wunderbar duftenden Rosen und es konnte losgehen.
Reichlich Rosenblüten, zum Teil schon ein bisschen angewelkt, wurden von Verunreinigungen befreit und in einem verschließbaren Gefäß für 24 Stunden mit einer Flasche Prosecco eingesperrt. Dann abgegossen und mit Gelierzucker 2:1 nach Anleitung verarbeitet. Heraus kam ein Rosengelee von toller Farbe. Man sollte also unbedingt auch ein paar dunklere Blüten mit dabei haben. Und geschmacklich zart und "rosig".
Die Menge wurde natürlich geteilt und jeder von uns hat beschlossen, ein Glas für jetzt zum kosten und daran erfreuen und das andere kommt weg für Weihnachten. Da kann man sich dann in Ruhe noch einmal die schöne Sommerzeit auf der Zunge zergehen lassen.
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